Bewerbungsgespräch beim Lunch

In einem ruhigen Moment während meines Lunchs im „Numa“ in Bielefeld saß ich bei einer köstlichen Portion Pasta und genoss die Atmosphäre des Restaurants. Die lockere Eleganz des Raumes, gepaart mit dem sanften Murmeln der Gespräche um mich herum, machte den Moment perfekt. Zwischen den Bissen fiel mein Blick auf einen Nebentisch, wo ein interessantes Gespräch zwischen einer jungen Frau und einem Mann stattfand. Es sah nach einem Bewerbungsgespräch aus. Sofort spürte ich eine gewisse Spannung im Raum.
Die junge Frau war auffallend attraktiv und gut gekleidet, ihr Äußeres spiegelte Professionalität wider, doch ihre Körpersprache erzählte eine andere Geschichte. Sie saß leicht abgewandt vom Mann, die Schultern etwas nach unten gesenkt, ihre Hände ruhten verkrampft auf ihrem Schoß. Ihr Blick wanderte oft von ihm weg und auf den Tisch vor ihr. Man konnte deutlich erkennen, dass sie zurückhaltend war. Dennoch sprach sie in einem Ton, der Entschlossenheit vermittelte. Es ging um Arbeitszeiten und Homeoffice-Regelungen – ein Thema, das heutzutage viele junge Talente beschäftigt. Die Frau brachte ihre Vorstellungen klar zum Ausdruck, schien aber gleichzeitig mit innerer Anspannung zu kämpfen.
Der Mann hingegen wirkte etwas angespannt hörte aber aufmerksam zu. Er hatte eine offene, einladende Haltung, was auf ein Interesse an ihrem Profil hindeutete. Dennoch wurde die Dynamik des Gesprächs vor allem durch die Körpersprache der Frau bestimmt, die durch ihre Zurückhaltung eine Barriere aufbaute. Dieser Moment war für mich lehrreich: Körpersprache und das, was wir sagen, müssen nicht immer im Einklang sein. Ich begann über den Einfluss nonverbaler Signale in Bewerbungsgesprächen nachzudenken und welche Rolle Kopfneigung und Tonalität spielen können.
Körpersprache: Was sie über uns verrät
Körpersprache ist ein mächtiges Kommunikationswerkzeug, das oft mehr über unsere innere Haltung aussagt als das gesprochene Wort. In diesem Fall verriet die Körpersprache der jungen Frau ihre Unsicherheit. Obwohl sie ihre Vorstellungen mit Nachdruck und Klarheit formulierte, zeigten ihre abgewandten Schultern und ihr abwesender Blick, dass sie sich unwohl fühlte. In Bewerbungsgesprächen ist eine aufrechte, offene Körperhaltung entscheidend. Sie signalisiert Selbstvertrauen und zeigt dem Gegenüber, dass man bereit ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Ein häufiger Fehler in Bewerbungssituationen ist es, durch die eigene Unsicherheit in eine defensive Körperhaltung zu verfallen – wie es bei der jungen Frau zu beobachten war. Dabei geht es nicht darum, eine dominante oder aggressive Haltung einzunehmen, sondern durch aufrechte Schultern, einen ruhigen Atem und offene Gesten Präsenz zu zeigen. Eine offene Körperhaltung öffnet auch das Gespräch und ermöglicht es, ein stärkeres Vertrauensverhältnis aufzubauen. Denn wer in sich selbst vertraut, wird auch eher das Vertrauen des Gegenübers gewinnen.
Kopfneigung: Die subtile Kunst des Zuhörens
Die Kopfneigung ist ein oft übersehenes, aber mächtiges Element der Körpersprache. Sie spielt eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, Interesse und Aufmerksamkeit zu signalisieren. In dem Gespräch im „Numa“ neigte die junge Frau ihren Kopf selten in Richtung ihres Gegenübers. Diese kleine Geste – oder das Fehlen davon – kann subtil anzeigen, dass jemand nicht voll bei der Sache ist oder sich emotional zurückzieht.
Eine leichte Kopfneigung in Richtung des Gesprächspartners signalisiert hingegen, dass man sich auf das Gesagte konzentriert und aktiv zuhört. Diese subtile Geste schafft Verbindung und Empathie. Wer im Gespräch den Kopf abwendet oder in eine starre Position verharrt, riskiert, Desinteresse oder Unbehagen auszudrücken. In Bewerbungsgesprächen kann es entscheidend sein, durch diese subtile Bewegung den Eindruck zu verstärken, dass man sich wirklich für das Angebot und die Firma interessiert.
Tonalität: Der Klang der Entschlossenheit
Neben der Körpersprache und Kopfneigung spielt auch die Tonalität eine wesentliche Rolle. Wie wir etwas sagen, ist oft genauso wichtig wie das, was wir sagen. Die junge Frau sprach mit Nachdruck und klaren Vorstellungen, was zunächst positiv erscheint. Doch ihre monotone Tonalität und der Mangel an emotionaler Variation ließen das Gesagte weniger überzeugend wirken, als es hätte sein können.
Tonalität ist mehr als nur die Lautstärke oder die Art, wie Wörter betont werden. Sie spiegelt unsere Emotionen, unsere Begeisterung oder auch unsere Unsicherheiten wider. In Bewerbungsgesprächen sollte die Tonalität so gewählt sein, dass sie Selbstsicherheit und Engagement vermittelt. Eine lebendige, abwechslungsreiche Stimme zeigt, dass man nicht nur rational über die Inhalte nachdenkt, sondern auch emotional involviert ist. Dies erweckt das Vertrauen, dass man motiviert und bereit ist, sich aktiv einzubringen.
Fazit
Das Erlebnis im „Numa“ erinnerte mich daran, wie wichtig die nonverbale Kommunikation in Bewerbungsgesprächen ist. Während die junge Frau ihre Vorstellungen klar und entschlossen äußerte, zeigte ihre Körpersprache Unsicherheit und Zurückhaltung. Die abgewandte Haltung, die starre Kopfposition und die monotone Tonalität wirkten als Barrieren, die ihre Botschaft schwächten. Das Zusammenspiel von Körpersprache, Kopfneigung und Tonalität kann jedoch gezielt genutzt werden, um im Bewerbungsgespräch Präsenz und Selbstvertrauen zu zeigen. Denn oft entscheidet nicht nur das, was wir sagen, sondern wie wir es sagen – und wie wir uns dabei präsentieren.
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